Zertifizierte*r Mediator*in (gem. MediationsG und ZMediatAusbV)

Die Position einer Mediatorin oder eines Mediators im Gesundheitssektor ist äußerst wichtig und umfasst mehrere Verantwortlichkeiten und Aufgabenbereiche. Mediatoren sind neutrale Dritte, die Konflikte zwischen verschiedenen Parteien lösen und zur Förderung einer kooperativen und harmonischen Arbeitsumgebung beitragen. Im Gesundheitssektor sind ihre Rollen und Funktionen besonders wichtig, da Konflikte hier schwerwiegende Auswirkungen auf die Patientensicherheit und die Qualität der Versorgung haben können.

Hauptaufgaben einer Mediatorin oder eines Mediators im Gesundheitssektor

  1. Konfliktlösung:
    • Vermittlung zwischen Mitarbeitern (Ärzten, Pflegepersonal, Verwaltung).
    • Lösung von Konflikten zwischen Patienten und Gesundheitsdienstleistern.
    • Behandlung von Konflikten zwischen verschiedenen Abteilungen innerhalb einer Gesundheitseinrichtung.
  2. Kommunikationsförderung:
    • Verbesserung der Kommunikation zwischen verschiedenen Parteien.
    • Förderung eines offenen und respektvollen Austauschs.
    • Sicherstellen, dass alle Stimmen gehört und berücksichtigt werden.
  3. Stress- und Konfliktprävention:
    • Identifizierung potenzieller Konfliktquellen und deren Prävention.
    • Durchführung von Workshops und Schulungen zur Konfliktbewältigung und Kommunikation.
    • Unterstützung beim Aufbau eines positiven und unterstützenden Arbeitsumfelds.
  4. Unterstützung bei Veränderungsprozessen:
    • Begleitung von Umstrukturierungen oder organisatorischen Veränderungen.
    • Unterstützung von Teams und Einzelpersonen bei der Anpassung an neue Prozesse oder Systeme.
    • Sicherstellung, dass Veränderungen reibungslos und ohne erhebliche Konflikte durchgeführt werden.
  5. Beratung und Coaching:
    • Individuelles Coaching von Mitarbeitern in Konfliktsituationen.
    • Beratung des Managements in Bezug auf Konfliktlösungsstrategien.
    • Unterstützung bei der Entwicklung von Richtlinien und Verfahren zur Konfliktbewältigung.

Ziele der Maßnahme

Die Maßnahme zur Zertifizierung als Mediator hat spezifische Ziele, die darauf abzielen, die notwendigen Fähigkeiten, Kenntnisse und Kompetenzen zu vermitteln, um effektive Mediationsprozesse durchzuführen. Diese Ziele sind essenziell, um sicherzustellen, dass zertifizierte Mediatoren professionell und ethisch korrekt arbeiten können.

  1. Erwerb fundierter Mediationskenntnisse:
    • Vermittlung der theoretischen Grundlagen der Mediation, einschließlich der Prinzipien, Phasen und Methoden der Konfliktlösung.
    • Verständnis der rechtlichen Rahmenbedingungen und ethischen Richtlinien, die die Mediationspraxis regeln.
  2. Entwicklung praktischer Mediationsfähigkeiten:
    • Erlernen und Üben von Techniken zur effektiven Kommunikation und Verhandlung.
    • Schulung in aktiven Zuhörtechniken, Empathie und der Fähigkeit, unparteiisch zu bleiben.
    • Fähigkeit, kreative Lösungen zu entwickeln, die für alle Beteiligten akzeptabel sind.
  3. Stärkung der Konfliktlösungskompetenz:
    • Identifikation und Analyse von Konfliktursachen und -dynamiken.
    • Entwicklung von Strategien zur Konfliktbewältigung und -prävention.
    • Anwendung von Methoden zur Deeskalation von Konflikten.
  4. Förderung persönlicher und professioneller Entwicklung:
    • Verbesserung der Selbstreflexion und Selbstwahrnehmung im Umgang mit Konflikten.
    • Förderung von Fähigkeiten zur Stressbewältigung und emotionalen Intelligenz.
    • Stärkung der eigenen Haltung und Präsenz als Mediator.
  5. Praktische Anwendung und Supervision:
    • Durchführung von Mediationsfällen unter Supervision erfahrener Mediatoren.
    • Reflexion und Feedback zu den durchgeführten Mediationsprozessen.
    • Sicherstellung, dass die erworbenen Fähigkeiten in der Praxis wirksam angewendet werden können.
  6. Erweiterung des beruflichen Netzwerks:
    • Aufbau von Kontakten zu anderen Mediatoren und Fachleuten im Bereich Konfliktlösung.
    • Austausch von Erfahrungen und Best Practices innerhalb der Mediations-Community.
    • Teilnahme an Fortbildungsveranstaltungen und Fachkonferenzen.
  7. Spezialisierung und Vertiefung:
    • Möglichkeit zur Spezialisierung auf bestimmte Mediationsfelder, wie z.B. Familienmediation, Wirtschaftsmediation oder Mediation im Gesundheitssektor.
    • Vertiefung spezifischer Techniken und Ansätze, die für besondere Konfliktkontexte relevant sind.

 Inhalte der Ausbildung gem. § 5 MediationsG (Auszug aus der Zertifizierten-Mediatoren-Ausbildungsverordnung vom 21. August 2016 (BGBl. I S. 1994), geändert durch Artikel 1 der Verordnung vom 30. Juli 2020 (BGBl. I S. 1869))

 

Module

Inhalte

Stunden

Modul 1

Einführung und Grundlagen der Mediation

a) Grundlagen der Mediation 

aa) Überblick über Prinzipien, Verfahrensablauf und Phasen der Mediation

bb) Überblick über Kommunikations- und Arbeitstechniken in der Mediation

b) Abgrenzung der Mediation zum streitigen Verfahren und zu anderen alternativen Konfliktbeilegungsverfahren

c) Überblick über die Anwendungsfelder der Mediation

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Modul 2

Ablauf und Rahmenbedingungen der Mediation

a) Einzelheiten zu den Phasen der Mediation 

aa) Mediationsvertrag

bb) Stoffsammlung

cc) Interessenerforschung

dd) Sammlung und Bewertung von Optionen

ee) Abschlussvereinbarung

b)     Besonderheiten unterschiedlicher Settings in der Mediation 

aa) Einzelgespräche

bb) Co-/Teammediation, Mehrparteienmediation, Shuttle-Mediation

cc) Einbeziehung Dritter

dd) Online-Mediation, Digitalkompetenz

c) Weitere Rahmenbedingungen 

aa) Vor- und Nachbereitung von Mediationsverfahren

bb) Dokumentation/Protokollführung

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Modul 3 Verhandlungstechniken und -kompetenz

a)Grundlagen der Verhandlungsanalyse

Verhandlungsführung und Verhandlungsmanagement: intuitives Verhandeln, Verhandlung nach dem Harvard-Konzept/integrative Verhandlungstechniken, distributive Verhandlungstechniken

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Modul 4

Gesprächsführung, Kommunikationstechniken

a) Grundlagen der Kommunikation

b) Kommunikationstechniken (z. B. aktives Zuhören, Paraphrasieren, Fragetechniken, Verbalisieren, Reframing, verbale und nonverbale Kommunikation)

c) Techniken zur Entwicklung und Bewertung von Lösungen (z. B. Brainstorming, Mindmapping, sonstige Kreativitätstechniken, Risikoanalyse)

d) Visualisierungs- und Moderationstechniken

e) Umgang mit schwierigen Situationen (z. B. Blockaden, Widerstände, Eskalationen, Machtungleichgewichte)

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Modul 5

Konfliktkompetenz

a) Konflikttheorie (Konfliktfaktoren, Konfliktdynamik und Konfliktanalyse; Eskalationsstufen; Konflikttypen)

b) Erkennen von Konfliktdynamiken

c) Interventionstechniken

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Modul 6

Recht der Mediation

a) Rechtliche Rahmenbedingungen: Mediatorvertrag, Berufsrecht, Verschwiegenheit, Vergütungsfragen, Haftung und Versicherung

b) Einbettung in das Recht des jeweiligen Grundberufs

c) Grundzüge des Rechtsdienstleistungsgesetzes

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Modul 7

Recht in der Mediation

a) Rolle des Rechts in der Mediation

b) Abgrenzung von zulässiger rechtlicher Information und unzulässiger Rechtsberatung in der Mediation durch den Mediator

c) Rolle des Mediators in Abgrenzung zu den Aufgaben des Parteianwalts

d) Sensibilisierung für das Erkennen von rechtlich relevanten Sachverhalten bzw. von Situationen, in denen den Medianden die Inanspruchnahme externer rechtlicher Beratung zu empfehlen ist, um eine informierte Entscheidung zu treffen

e) Mitwirkung externer Berater in der Mediation

f)  Rechtliche Besonderheiten der Mitwirkung des Mediators bei der Abschlussvereinbarung

g) Rechtliche Bedeutung und Durchsetzbarkeit der Abschlussvereinbarung unter Berücksichtigung der Vollstreckbarkeit

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Modul 8

Persönliche Kompetenz, Haltung und Rollenverständnis

a) Rollendefinition, Rollenkonflikte

b)     Aufgabe und Selbstverständnis des Mediators (insbesondere Wertschätzung, Respekt und innere Haltung)

c) Allparteilichkeit, Neutralität und professionelle Distanz zu den Medianden und zum Konflikt

d) Macht und Fairness in der Mediation

e) Umgang mit eigenen Gefühlen

f) Selbstreflexion (z. B. Bewusstheit über die eigenen Grenzen aufgrund der beruflichen Prägung und Sozialisation)

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Modul 9. Praxis und Supervision

a) Rollenspiele mit Feedback und Analyse

b) Information über die Bedeutung von Supervision

Intervision in der Gruppe

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Um nach Abschluss unserer Ausbildung den Titel “Zertifizierte Mediator“ führen zu dürfen, müssen Sie einen Mediationsfall erfolgreich abschließen und in einer Einzelsupervision besprechen.

Nach Erfüllung dieser Anforderungen dürfen Sie gemäß § 5 Abs. 2 des Mediationsgesetzes die gesetzlich geschützte Bezeichnung “Zertifizierte Mediator” tragen und erhalten ein entsprechendes Zertifikat.

Um den Titel dauerhaft führen zu dürfen, sind zusätzliche Leistungen wie weitere Supervisionen, selbst durchgeführte Mediationsfälle und Fortbildungen in den Folgejahren erforderlich.

Zielgruppe/Zugangsvoraussetzungen

Spezielle Vorkenntnisse sind nicht notwendig.

Die Zielgruppe für eine Mediatorenausbildung umfasst verschiedene Berufs- und Personengruppen, die an Konfliktlösung und -management interessiert sind oder diese Fähigkeiten in ihrem beruflichen Kontext benötigen. Hier sind einige spezifische Zielgruppen:

  1. Juristen und Anwälte: Um Konflikte außergerichtlich zu lösen und ihren Mandanten alternative Streitbeilegungsmethoden anzubieten.
  2. Personal- und HR-Manager: Zur Vermittlung in innerbetrieblichen Konflikten und zur Förderung eines positiven Arbeitsklimas.
  3. Sozialarbeiter und Pädagogen: Für die Arbeit mit Familien, Jugendlichen und Gemeinschaften, um Konflikte zu lösen und präventiv zu arbeiten.
  4. Psychologen und Therapeuten: Zur Unterstützung von Klienten in persönlichen und zwischenmenschlichen Konflikten.
  5. Manager und Führungskräfte: Zur Verbesserung der Kommunikations- und Konfliktlösungsfähigkeiten innerhalb von Teams und Organisationen.
  6. Selbständige Mediatoren: Personen, die eine Karriere als professionelle Mediatoren anstreben.
  7. Schulmediatoren: Lehrer und Schulpersonal, den Schülern bei der Lösung von Konflikten helfen.
  8. Familienmediatoren: Fachleute, die mit Familien arbeiten, um Konflikte und Streitigkeiten zu lösen, insbesondere im Kontext von Scheidungen und Sorgerechtsfragen.
  9. Öffentliche Mediatoren: Personen, die in öffentlichen Einrichtungen oder gemeinnützigen Organisationen arbeiten und Gemeinschaftskonflikte lösen möchten.
  10. Interessierte Laien: Personen, die ihre Konfliktlösungsfähigkeiten im persönlichen oder beruflichen Kontext verbessern möchten.

Eine Mediatorenausbildung ist oft interdisziplinär angelegt und kann daher für Menschen aus vielen verschiedenen beruflichen Hintergründen und Lebensbereichen von Nutzen sein.

Kursdauer: 4 Wochen je 3 Tage (Mo.-Mi.) über 8 Monate verteilt

Kursgebühren: 2.899,00 EUR

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